Willi Graf und weiße Rosen


Wer war Willi Graf?

„Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung. Für uns aber ist es die Pflicht, dem Zweifel zu begegnen und irgendwann eine eindeutige Richtung einzuschlagen.“

Gedenktafel am Eingang unseres Studentenwohnheims.
Gedenktafel am Eingang unseres Studentenwohnheims.

Geburt und Jugend

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 in Kuchenheim/Kreis Euskirchen geboren und wuchs in Saarbrücken in einem katholisch geprägten Elternhaus auf. 1929 tritt Willi Graf in die Jungenschaftsgruppe des katholischen Schülerbundes "Neudeutschland" ein und wird dort 1933 Fähnleinführer. Nach der vom Nationalsozialismus verordneten Auflösung konfessioneller Jugendverbände schloss er sich 1934 dem Grauen Orden an, der sich aus ehemaligen Mitgliedern südwestdeutscher Bündischer entwickelte. In diesem Kreis erhielt Willi entscheidende Impulse. Es wuchs die Überzeugung, sich konsequent dem Regime verweigern zu müssen. Der Hitlerjugend ist er trotz aller Drohungen und Nötigungen nie beigetreten. (Wegen seiner Teilnahme an illegalen Fahrten, Lagern und Zusammenkünften wurde er im Januar 1938 drei Wochen lang inhaftiert und mit 17 weiteren Mitgliedern des "Grauen Ordens" vor dem Sondergericht Mannheim wegen bündischer Umtriebe angeklagt.)

Ein Ausschnitt der Gedenkwand im Willi Graf Wohnheim
Ein Ausschnitt der Gedenkwand im Willi Graf Wohnheim

Studium und Wehrmachterfahrung

Nach einer halbjährigen Pflichtzeit im Reichsarbeitsdienst begann Willi Graf im Wintersemester 1937/38 sein Medizinstudium in Bonn.

Im Januar 1940 wurde er als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen. In Jugoslawien, Polen und Russland erlebte er die Not der Zivilbevölkerung im Krieg, hörte von Kriegsgräueln und Mordaktionen an Juden.

Ab April 1942 kann er in München in der 2. Studentenkompanie sein Studium fortsetzen. Mitte Juni 1942 lernt er Alexander Schmorell, die Geschwister Scholl, Christoph Probst und später Prof. Kurt Huber kennen.

Weiße Rose Symbolbild

Entstehung "Weiße Rose"

Im Juli 1942 wird er zusammen mit Hans Scholl und Alexander Schmorell, die bereits im Juni die ersten Flugblätter der Weißen Rose verfasst und verteilt hatten, für drei Monate an die Ostfront abkommandiert. Zum Wintersemester 1942/43 kehren Graf, Schmorell und Scholl nach München zurück. Willi hat sich endgültig für die Widerstandsaktionen der Weißen Rose entschieden. Er hilft beim Herstellen und Verteilen des V. und VI. Flugblatts und malt nachts mit Hans Scholl und Alexander Schmorell Freiheitsparolen an öffentliche Gebäude. Er übernimmt die Aufgabe, den Widerstand über München hinaus auszuweiten.

Festnahme und Tod

Nach der Festnahme der Geschwister Scholl wird Willi Graf schon am Abend des 18.2.1943 mit seiner gleichfalls in München studierenden Schwester Anneliese in der gemeinsamen Wohnung verhaftet.

Am 19. April 1943 verurteilt ihn der Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode. Nachdem die Gestapo monatelang versucht hat, Namen von Mitwissern aus Willi Graf herauszupressen, wird er am 12.10.1943 durch das Fallbeil hingerichtet.

Gedenkstätten und Ausstellungen

Denkstätte Weiße Rose 
Gezeigt wird in einer Dauerausstellung die Geschichte der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose", die sich vor allem auf Flugblättern der Nazidiktatur widersetzt haben. Es gibt eine Präsenzbibliothek, Dokumentationen und eine Ausstellung zur Weißen Rose. Führungen für Gruppen und Zeitzeugengespräche können nach Anmeldung vereinbart werden.
Ein schwarzer Gedenkstein für die Weiße Rose im Hofgarten an der Staatskanzlei erinnert an die Inhalte der Flugblätter.
Geöffnet: Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, Geschwister-Scholl-Platz 1, München

Weiße Rose Stiftung
Die Stiftung feiert 2007 ihr 20-jähriges Bestehen unter dem Motto "Erinnern und Handeln". Weitere Informationen unter: Weiße Rose Stiftung

In Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung e.V. und dem Bayerischen Staatsministerium der Justiz ist eine Ausstellung über die Prozesse gegen die Widerstandsgruppe Weiße Rose in München 1943 unter dem Titel "Willkür - Im Namen des Deutschen Volkes" entstanden.

Am 22. Februar und am 19. April 1943 fanden im Justizpalast in München vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler die ersten beiden Prozesse gegen Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose statt. Sophie und Hans Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Prof. Kurt Huber und Willi Graf wurden zum Tode, elf weitere Angeklagte zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Anklageerhebung, Verfahren und Urteilsspruch waren reine Willkür.
 
Sonderausstellung Traute Lafrenz und die Weiße Rose
2006 zeigte die Weiße Rose Stiftung in der DenkStätte Weiße Rose eine eigene Sonderausstellung zu Willi Graf, 2007 eine Ausstellung zu Prof. Kurt Huber, bis Ende 2008 würdigt eine weitere Sonderausstellung erstmals Traute Lafrenz als zentrale Person der Widerstandsgruppe.

Mit der Ausstellung über Traute Lafrenz wird einem Ungleichgewicht entgegengewirkt, denn Einfluss und Beteiligung von Lafrenz an den Flugblattaktionen der Widerstandsgruppe fanden in der öffentlichen Erinnerung bisher nur wenig Beachtung. Doch Dr. Taute Lafrenz-Page spielte als junge Medizinstudentin und enge Freundin von Hans Scholl eine wesentliche Rolle für die Verbreitung der Flugblätter in Hamburg. Besonders Textpassagen des vierten Flugblattes der Weißen Rose sind auf ihren persönlichen Einfluss zurückzuführen.

Im April 1943 wurde Lafrenz von Roland Freisler wegen "Mitwisserschaft" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ihr war es gelungen, in den Vernehmungen durch die Gestapo ihre tatsächliche Mitwirkung an der Flugblattverteilung zu verschleiern. Nach ihrer Entlassung wurde sie im Zuge der Ermittlungen gegen den Hamburger Zweig der Weißen Rose erneut in Untersuchungshaft genommen. Bis Kriegsende war sie in verschiedenen Gefängnissen. 1947 emigrierte sie in die USA. Sie arbeitete als Ärztin an einer heilpädagogischen Klinik und lebt heute in South Carolina.

Münchner Stadtmuseum 
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Gezeigt wird die Dauerausstellung "Chiffren der Erinnerung - Nationalsozialismus in München". Die Ausstellung hebt München als Ausgangsort der Entstehung des Nationalsozialismus und Parteizentrum ebenso hervor wie Münchens Verflechtung als Kunst- und Feststadt bei der Verharmlosung des NS-Regimes und als Medien- und Rüstungsstandort. Ein weiterer Aspekt ist auf München als Ausgangs- und Aktionsort von Verfolgung und Widerstand gesetzt. Darunter auch Hinweise auf Willi Graf und die Weiße Rose. Informationsmaterial: Begleitend zur Ausstellung erschien ein Stadtplan zur NS-Topografie 1918-1945, der die Ausstellung mit der städtischen Umgebung verknüpft (2 €). Der Ausstellungskatalog "München - Hauptstadt der Bewegung" liegt als Nachdruck wieder vor (22 €). Ein Besuch lohnt sich. Dauerausstellung Chiffren der Erinnerung
Adresse: St.-Jakobs-Platz 1, München
 
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Wer mal wieder nach Berlin kommt, sollte sich die Gedenkstätte Deutscher Widerstand (im Bentlerblock in Berlin-Mitte) anschauen. Wir verweisen an dieser Stelle vor allem auf die umfangreiche Bibliografie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.